Tut dir eine der abgebildeten Haltungen nicht gut oder ist dir eine bestimmte Sequenz zu anstrengend, passe sie an deine Möglichkeiten an oder lasse sie ganz weg. Du kannst immer noch, zu einem späteren Zeitpunkt, darauf zurückkommen.
Versuche, bei der Umsetzung der Haltungen einen Mittelweg zwischen zu grosser Anstrengung und entspannter Übung zu finden, so dass die Haltungen Körper und Geist leicht fordern, aber nicht überfordern.
Die zentrale Körperhaltung dieser Abfolge ist «Wild Thing» oder Camatkārāsana; eine Haltung, die gleichzeitig Kraft und Stabilität, aber auch Offenheit und Dehnung fördert. Sollten dir diese Haltung und der vorangehende Seitstütz zu anstrengend sein, übe stattdessen den halben Seitstütz, der die Körperstrukturen auf ähnliche, aber weniger intensive Art fordert.
Wild Thing ist eine Körperhaltung oder -bewegung, die eine stabile Basis, Kraft, Balance und Offenheit fördert, aber auch eine gewisse Neugier und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten erfordert. Sie ist spielerisch und kraftvoll zugleich.
Körperlich stärkt sie die Beine, kräftigt den Rücken, dehnt die Körpervorderseite, die Leisten und schaffte Weite im Brustkorb. Geistig fördert sie die Konzentration, Vertrauen in die innere Balance und Experimentierfreudigkeit.
Der Sanskrit-Begriff «Camatkāra» wird manches Mal übersetzt als «ekstatische Entfaltung des entzückten Herzens». Diese Übersetzung bezieht sich allerdings ursprünglich nicht auf eine Körperhaltung, sondern auf den geistigen Zustand, den ein tantrischer Yogi durch das innere Erstaunen im Angesicht der Schönheit des Göttlichen erfährt. Weitere Übersetzungen beschreiben den Begriff als «Wunder», «Überraschung» oder «Erstaunen».
«Wild Thing» ist eine moderne, körperliche Interpretation des ursprünglichen yogischen Erlebens von Offenheit gegenüber dem Wunder des Lebendigseins.
Photo: Jade Stephens, via unsplash.com (bearbeitet)